Mittwoch, 13. Februar 2013

Weitere nette und lustige Begegnungen

"Temperamentvoll" ist ja eine Charaktereigenschaft, die durchaus auch positive Elemente enthalten kann - aber nicht bei einer gottverdammten Dusche! Der Begriff "temperamentvolle Dusche" stammt aus dem Lonely Planet. Meine Dusche im Hotel Turkistan in Almaty ist leider auch eine temperamentvolle Dusche. Regler ganz nach rechts: Wasser eiskalt. Regler 1cm nach links: Wasser brühend heiss. Ich krieg das beschissene Ding nicht gezähmt und ab und an fällt das kalte Wasser sogar komplett aus und der Baderaum wird zur Dampfhöhle... Irgendwie schaffe ich es dann doch, sauber zu meinen Terminen zu laufen.

Termine hatte ich Almaty ziemlich viele, eigentlich zu viele. Die Tage hier waren extrem anstrengend, aber auch interessant und zum Teil auch richtig schön und das hatte ich u.a. dieser temperamentvollen Dame zu verdanken ... (die blonde quirlige in der Mitte)

 
 
Edda Schlager (ein perfekter Name für einen DJ) ist deutlich cooler, als meine Dusche. Sie ist eine Journalistenkollegin aus Berlin, die seit 8 Jahren in Almaty lebt und arbeitet und gerade einen Job bei der Außenhandelskammer hat. Links, das ist Stefanie von der Robert Bosch Stiftung, rechts Peer von der Friedrich Ebert Stiftung. Edda hat mir alles über das Journalisten-Dasein in Zentralasien erzählt und mich dann mitgenommen zur "deutschen Community". Wir waren auf einem Konzert vom Goethe-Institut. Extra aus Hamburg eingeflogen wurden die "Fotos". Die Band war 2009 Teilnehmer bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest.
Die kasachischen Zuschauer (vor allem Studentinnen der "Deutsch-Kasachischen Universität") waren angetan...
 
 
Als Zugabe spielten die Fotos DEN deutschen Hit in Kasachstan: "Du hast" von Rammstein.
Der Abend endete dann in der Diskobar "Chukotka". Wir haben mit einem dutzend Leuten von deutschen Organisationen und mit den Fotos gegessen, Bier und Vodka getrunken. War ein sehr netter Abend, die Deutschen in Almaty halten zusammen ;-)
 
Neben den Deutschen gibt es auch noch die "Russlanddeutschen". Knapp 200 000 leben noch in Kasachstan. Sie wurden damals von Stalin aus Russland und aus dem Kaukasus ins ferne Kasachstan deportiert, um weit weg von Deutschland zu sein und keinen Ärger machen zu können. Ich habe den Verband der Russlanddeutschen besucht ...
 
 

 
 
Das "Deutsche Haus" wird von Deutschland finanziell unterstützt. Neben dem Verband sitzt hier noch die GIZ und die Redaktion der "Deutschen Allgemeinen Zeitung". Ein zweisprachiges Blatt, dass von etwa 1000 Russlanddeutschen abonniert wird. In der Zeitung gibt es deutsch- und russischsprachige Artikel über die Belange des Verbands und über den Austausch zwischen Deutschland und Kasachstan. Aus der Tagespolitik hält man sich bewusst heraus.
 
Das hier ist "meine Landsfrau" Olesia Gauck:
 
 
Ganz tapfer hat sie meine Interviewfragen auf deutsch beantwortet. Nur ab und zu, wenn ihr etwas nicht eingefallen ist, hat sie es auf Russisch gesagt.
 
Was hast du für einen Pass? - Einen kasachischen. Ich bin in Almaty aufgewachsen, wie meine Eltern. Die meisten meiner Verwandten sind aber nach Deutschland ausgewandert. Meine Oma, mein Opa, eine Tante, zwei Onkels und sechs Cousins leben in Frankfurt am Main.
 
Als was fühlst du dich, als Deutsche, Russin oder Kasachin? - Im Herzen fühle ich mich deutsch. Ich pflege auch die deutschen Traditionen: Weihnachten mit Christbaum und Ostern. In unserer Familie gibt es manchmal auch deutsche Gerichte, wie Braten oder Apfelstrudel, aber ich lebe auch ganz normal das kasachische Leben und unterscheide mich nicht von den Kasachen. Ich habe keine deutsche sondern eine kasachische Mentalität.
 
Möchtest Du irgendwann einmal nach Deutschland ziehen? - Zur Zeit will ich hier in Almaty bleiben. Hier sind alle meine Freunde, ich habe einen Job und ich habe Angst vor etwas neuem. Aber so in 10 Jahren will ich nach Deutschland ziehen, weil dort mittlerweile der größere Teil meiner Familie ist.
 
Was hast Du für einen Eindruck von Deutschland? - Ich war dreimal in Frankfurt, dort gibt es tolle moderne Gebäude und eine moderne Infrastruktur. Die Deutschen in Deutschland sind nicht so konservativ, wie die Deutschen in Kasachstan. Für uns hat die Familie einen viel höheren Stellenwert. Als meine Familie nach Deutschland gezogen ist, hatte sie es nicht leicht. Es gab Probleme mit der Sprache und der andere Teil der Familie war noch in Kasachstan, wir waren von da an getrennt.
 
 
Im Deutschen Haus wurde ich dann, völlig überraschend, zusammen mit Nurgul, einer kasachisch-kasachischen Praktikantin bei der Deutschen Allgemeinen Zeitung, in ein Auto verfrachtet. Der Rektor des "College for Modern Technology" wolle mich sehen. (Ein deutscher Journalist ist in der Stadt? Her mit ihm!)
 
Der Besuch war ... hm, na sagen wir mal: "amüsant". Der Rektor ist ein äußerst sympathischer, fröhlicher Mann, mit spitzbübischem Grinsen, aber gleichzeitig auch ein unglaublich stolzer Kasache (auch mit deutschen Wurzeln). In seinem Büro: eine riesige kasachische Fahne, ein großes Bild des Präsidenten und Schwerter.
 
Es erfolgte eine den ganzen Nachmittag ausfüllende Führung durch das hochmoderne College mit all seinen Technologielabors ("Ja, ja, alles besser als in Deutschland"). Man kann hier offenbar alles nur erdenkliche studieren, von Ingenieurgeschichten über Umwelttechnologie bis hin zu Modedesign. Der Rektor zeigte und dies und das und war dabei immer äußerst stolz, mehr als Oskar...
 
         "Vot eto, vot eto ..."


 
 
"Mi eto vsjo sami zdjelali" (Das haben wir alles selbst gemacht) 
Bei so viel Eifer musste selbst Nurgul schmunzeln.
 
 
 
Hier kommen meine Highlights der Führung:
 Die "Rauchen ist ungesund" - Demonstrationsmaschine, ein Appell an alle Studenten...
 
 
 
Das Studentenwohnheim...
 
... zu dritt in einem Zimmer. Der Rektor meinte: "Unser Wohnheim ist so schön, manchmal denke ich, dass ich da auch gerne drin wohnen würde." Wenn wir ankamen, sind die Studenten übrigens immer von ihren Stühlen aufgesprungen. Da herrscht noch Disziplin.
 
Das Tophighlight war dann die Tanzgruppe in der Aula. Sie hat eine bayerische Hochzeit geprobt...
 
 
 
Sensationell! Die Führung endete dann mit einem kleinen Buffet, bei dem der Rektor ein Video vorführte, mit einer Rede, die er vor dem Präsidenten gehalten hatte.

Es waren schon abwechslungsreiche Tage hier in Almaty. Ich könnte auch locker noch eine Woche bleiben, aber ich muss weiter, denn es wartet das zweite Land: Kirgistan
  

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