Freitag, 15. Februar 2013

Kir, Kir, Kirgistan

 
So würden alberne Touristen herumlaufen, wenn es hier welche gäbe. Den Kirgisenhut "Kalpak" habe ich nicht gekauft, das T-shirt in den Landesfarben schon. Dieser gelbe, na nennen wir es mal "Basketball", soll das Dach einer Jurte (Nomadenzelt) darstellen.
 
Doch von vorne: 
Meine Fahrt von Almaty nach Bishkek (Hauptstadt von Kirgistan)...
 
 
 
 war weniger komfortabel...
 
 
 
Das ist eine so genannte Marshrutka. Ich habe leider den schlechtesten Platz, hinten zusammenge-quetscht in der Mitte, bekommen. Aber ich will mich nicht beschweren, es hat nur 6 Euro gekostet.
 
Was habe ich auf der fünfstündigen Fahrt gesehen? Nee, ganz viel Nee, wie mein Neffe sagen würde. Neehügel, Neeberge, Neewiesen. War es schön? Keine Ahnung, weiß ja nicht, was unter dem Schnee war.
 
 
Wir sind in eine Polizeikontrolle hineingeraten. Der Typ kam in den Bus gestiegen und lief zielstrebig auf mich zu: "Country please". Ich gebe ihm den Pass und er sucht ... ja was nur ... ah, country heißt wohl Einreisezettel. Der Polizist ist zufrieden und weiter geht es.
 
Wir fahren durch ein braunes Geröllgebirge (boah, wie in den Fernsehreportagen über Afghanistan). Es geht steil bergauf und dann wieder bergab, in ein weites Tal. Etwa 20 Kilometer vor Bishkek dann der Grenzübergang. Mir ist wieder etwas mulmig zumute, denn auf meinem Laptop sind noch die Aufnahmen, auf denen Kanat Ibragimov seinen Präsidenten verflucht. (Spätestens wenn ich nach Usbekistan fahre, muss ich das alles per "dropbox" ins Netz laden und dann löschen.)
 
Der Grenzübertritt verläuft dann reibungslos. Auf kasachischer Seite wird wieder der Zustand meines Reisepasses bemängelt. Die Kirgisen sind zufriedener und wünschen mir freundlich "good luck". Kirigstan ist übrigens das einzige -stan-Land, für das man als Deutscher kein Visum braucht. "Das liebste Land", meinte Edda Schlager.
 
Weil wir den Bus verlassen mussten, bin ich zu Fuß mit meinem Rucksack über die Grenze gelaufen. Der Weg führte entlang einer langen Brücke, die ziemlich streng durch Stacheldraht eingezäunt war. Ich laufe und laufe, über ein reißendes Bächlein, an einem brennenden Müllhaufen vorbei. Dann wird es dunkler und dunkler, es kommt ein großer Parkplatz und sofort die mir wohlbekannten Rufe, doch dieses mal mit einer kleinen kirgisischen Variation: "Taxi brat, Taxi brat!" -Taxi Bruder? Ne, ich muss zu meinem Bus. Doch der kommt irgendwie seit 20 Minuten nicht, und meine Reisegruppe ist verschwunden, so ein Mist, was ist da los, wo sind die alle? 
 
Fährt der Bus vielleicht nur bis zu Grenze? - "Taxi brat, Taxi brat!" Muss ich vielleicht mit einem Taxi-Bruder weiterfahren? Ich wimmele erst einmal alle ab und warte weiter. Plötzlich kommt er. Die Gruppe sitzt schon komplett drinnen. Der Fahrer macht die Tür auf, guckt mich entgeistert an und ruft: "Steig ein!" Da war ich wohl irgendwie zu weit gelaufen.   

 
In Bishkek angekommen, bin ich dann mit dem nächstbesten Taxi-Bruder vom Busbahnhof zur Unterkunft gefahren. (Für 5 statt der üblichen 3 Euro, was soll's, bin eben ein Amateur)
Die Unterkunft: Klasse, endlich! Danke, Lonely Planet!
 
 
 
Das Haus von Mr. Sabyrbek. Ein äußerst ruhiger gemütlicher älterer Kirgise, der sich Backpacker in sein Heim holt: "You can stay as long as you want, a japanese guy stayed four years." Im Haus tollt außerdem ab und zu noch die fünfjährige Denise herum, vermutlich die Enkelin. Sie fragte mich: "What's your name?" Als ich dann auf Englisch mit ihr sprach, war es ihr erst mal nicht geheuer. Ich versuchte es auf Russisch und war sofort ihr Freund. Wir haben im Treppenhaus Luftballonfangen gespielt. Weitere Gäste: ein belgischer Diplomat (der fließend deutsch spricht) und ein ungarischer Journalist, der mit dem Fahrrad durch Iran, Turkmenistan und Usbekistan gefahren ist, beide in meinem Alter. Klar haben wir uns schon ausführlich unterhalten.

Achja, bei dieser Bishkeker Hostel-WG schlägt das "Backpackerherz" höher. Und nur 10 Euro die Nacht, ein Riesenbett und Wifi im Zimmer.
 




Ein paar Bilder aus Bishkek gefällig? Da...

 
 
 
 Wie, findet ihr schon wieder nicht sonderlich schön? Euch ist aber auch nicht zu helfen...


Aber das ist doch cool hier, kirgisische Souvenirs ...

 
womit wir wieder bei Bild 1 wären.

6 Kommentare:

  1. Immer wieder herrlich, deinen Blog zu lesen. Treibt mir oft die Traenen in die Augen vir lachen... Weiter so und eine gute Reise durch Kirgistan. Bis bald in Berlin,

    Alex

    AntwortenLöschen
  2. Moin Moin, den Blog hat mir Felix S. empfohlen. Sehr schön und noch schöner ist, dass ich im Februar ´12 für Kirgistan noch ein Visum brauchte und das Hostel genau das gleiche war. Mit meinem Mitreisenden hatten wir leider kein Wifi und kein großes Bett. wir waren unten neben der Treppe untergebracht un ja, die Denise war auch damals schon da. Leider war sie krank und hat uns dann schön angesteckt :-D. Gegenüber ist die deutsche Botschaft, evtl kann man die fotografieren, vor einem Jahr kam auch: "njet, brat". Die Fahrt zum Issykul ist sehr empfehlenswert und die kleinen Hügel südlich von Bishkek sind für einen tollen Blick auf das Gebirge bzw auf die Stadt auch sehr interessant. Viel Erfolg weiterhin. Neid und Begeisterung hast du von mir!
    Rico

    AntwortenLöschen
  3. Herrlich klein diese Welt. Da habe ich wohl Sabyrbeck's at it's best erwischt. Ich blogge jetzt gleich aus dem Bett ...

    AntwortenLöschen
  4. Grüss Dich Oliver
    Bin zufälligerweise auf deinen Blog gestossen. Bist du eigentlich alleine unterwegs oder hast Du zwischendurch einen Guide? Falls ja, könntest Du mir einen empfehlen für Kirgistan, Kasachstan oder Usbekistan? ich reise leider nicht so gern in Reisegruppen. Gibt es in Kasachstan ein Eagle-Hunting-Festival? In der Westmongolei gibts ja sowas..
    Wär toll von Dir zu lesen! Dank Dir! Sonja (batari76@yahoo.com)

    AntwortenLöschen
  5. Hallo Oliver,

    sind eben gerade auf dein Blog gestoßen. Wir wollen eventuell im August diesen Jahres nach Kirgisien reisen. Unsere Russisch-Kenntnisse belaufen sich jedoch auf Null,Nix. Wie kommt man denn mit Englisch und Zeichensprache so durch's Land?

    Viele Grüße,
    Markus

    AntwortenLöschen
  6. War sehr interresant über mein Land zu lesen ))) bin auch zufälligerweise auf diesen Blog gestossen.... Übrigens "dieser gelbe", darf man auf keinen Fall "Basketball" zu nennen =)
    Sonst finde ich dein Blog sehr amüsant, mach weiter so!

    MfG
    Nurai

    AntwortenLöschen