Samstag, 23. Februar 2013

Bishkek - Osh: Reifenpanne und sanitaere Reflexionen

"Twi nun noooom, gu wiiii ye na nun noooom ... Heeeey, sexe leydeeeeee..."

Zum Abschluss hatten wir noch einen gediegenen, sehr netten Ausgehabend in Bishkek. Ich war mal wieder mit dem Belgier und Freunden von ihm unterwegs: drei Kasachinnen und ein Afghane, alle OSZE-Studenten (internationale Beziehungen oder sowas). Unsere location, das "Ala Too" haette (zu dumm, in Osh gibt es kaum Wifi und im Internetladen kein ae, also kein a mit zwei Punkten)
Also der Club haette Drehort eines James Bond-Films sein koennen (selbiges gilt natuerlich auch fuer das o und das u mit zwei Punkten, ist ja logisch). Das Ala Too jedenfalls war ein glaenzender Palast mit Kronleuchtern an den Decken, langen Tischen zum dinieren (um die 3-5 Euro pro Gericht) und einer Riesenbuehne mit guter Livemusik. ("Gangnam Style" mit E-Gitarre und Schagzeug vorgetragen, nicht uninteressant) Auf der Tanzflaeche wurde eine superpositive Energie verbreitet: die Leute waren richtig gut drauf, sehr beweglich und freuten sich tierisch ueber jedes Lied. Wenn man in die Gesichter sah, konnte man meinen, man sei in drei Staedten gleichzeitig auf der Tanzflaeche: in Istanbul, Moskau und Hong Kong. Kirgistan ist ethnisch aehnlich bunt durchgemischt, wie Kasachstan.

Am naechsten Tag habe ich mich in ein Sammeltaxi nach Osh gesetzt. Ich habe mich entschieden, ein grosses Stueck (10 Stunden) Richtung Sueden zurueckzulegen.


Meine Reisegruppe:


Naja, schoen waere es gewesen, wenn es nur die Kids gewesen waeren. Neben vier erwachsenen Mitfahrern war noch ein zwar durchaus lustiger, aber vor allem nerviger Fahrer an Bord. Der 25-Jaehrige wollte staendig seltsame Konversationen mit mir fuehren, vor allem auch, um die anderen Mitfahrer zu belustigen. Hier ein paar Auszuege:

"Ey, Braser! Wieviel kostet ein Mercedes S-Klasse bei Euch" - "Keine Ahnung."
"Ey, Braser! Was hast Du fuer ein Handy?" - "Samsung."
"Ey, Braser! Nimm mich mit nach Deutschland, wir gehen zusammen zur Botschaft" - "Ja, mal sehen." "Ey, Braser! Du must Moslem werden, sonst kommst Du nicht in den Himmel, wirklich Braser, ich kann dir das erklaeren und dich mit in die Moschee nehmen. Schreib Dir meine Telefonnummer auf." - "Ja, ja, ich guck mal, was mein Plan morgen ist und kann mich ja dann ggf. melden..."

Die Fahrt an sich war spektakulaer ...

 

voellig zugeschneite Gebirge ...


Leider haben wir zwei Stunden wegen einer Reifenpanne verloren. Die Jungs haben mitten auf der Schnellstrasse das Rad gewechselt, waehrend andere Autos hupend mit 100 Sachen haarscharf an ihnen vorbeigebraust sind. (Der Kirgise bremst nicht gerne.) Dann hatten wir noch eine Stunde Aufenthalt in einer antik anmutenden Reifenwerkstatt. Dort wurde das Loch im Reifen geflickt.

Bei unseren Pausen an verschiedenen Rastplaetzen habe ich immer darauf geachtet, dass ich nicht zu viel esse. Und jetzt kommen die in der Ueberschrift angekuendigten sanitaeren Reflexionen. Wer will, kann den naechsten Abschnitt ueberspringen ...

Viele von Euch kennen bestimmt den indo-serbischen Toilettenbaustil: Loch im Boden. (Ich rede hier uebrigens nur von Toiletten an oeffentlichen Orten, Bahnhoefen und Rastplaetzen.) Mit der indoserbischen Toilette bin ich klargekommen, wenn es sein musste. Nur leider hat die kirgisische Rastplatztoilette keine Spuelung, sondern nur einen meist gut gefuellten Stauraum darunter und die Flaeche rund um das Loch ist in der Regel komplett verdreckt. Nun weiss ich nicht, wie ihr das machen wuerdet... Aufrecht stehen geht gar nicht. Beine im 90 Gradwinkel schmerzt bei mir spaetestens nach einer Minute tierisch. Also waehle ich normalerweise die Position ganz unten in der Hocke. Um allerdings Abstand von der Kleidung zu gewinnen, muss ich mich etwas nach hinten fallen lassen und mit den Handflaechen abstuetzen. Da, wie erwahnt, die Flaeche ums Loch verdreckt ist, faellt auch diese Moeglichkeit weg. Also bleibt mir nur: kaum etwas essen waehrend der Fahrt.

Ich bin dann nachts um eins heil in Osh angekommen, im mir empfohlenen und durchaus gemuetlichen "Osh Guesthouse". Sieht aus wie eine Plattenbauwohnung in Marzahn ...




Mein Doppelzimmer fuer 10 Euro die Nacht. Nebenan schlafen zwei Jungs aus Polen.




Und Osh als Stadt? Duester und schlammig auf den ersten Blick, aber es hat ja auch geregnet...



Der Berg ist heilig, weil der Prophet da wohl mal gebetet haben soll.



Einen interessanten Markt gibt es ...


Allmaechd, ham die an Haufn Garbfn ...



a weng komische Semmln ...


Meine beiden Lieblingsshops:

Platz 1

Paulas Pansenladen

Platz 2

Metzgerei Moltke...



Gerhard Moltke auf dem Weg zur Arbeit ...


Ich mache mir gleich Spaghetti und widme mich einem sehr ernsten Thema hier in Osh...


1 Kommentar:

  1. Die K-Frage ist eine durchaus wichtige Angelegenheit. Hier gilt es immer sehr vorausschauend zu agieren. Sehr gut Olli:-)

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