Mittwoch, 27. März 2013

Ankunft in Turkmenistan

In Khiva habe ich eine halbe, recht angenehm entspannte Woche verbracht und darauf gewartet, nach Turkmenistan einreisen zu dürfen. Wie ich bereits erwähnt habe, bekommt man für Turkmenistan entweder ein 5-Tage-Transitvisum, oder man guckt sich das Land zusammen mit einem Guide (bzw. Aufpasser) an. Das ist allerdings sehr teuer, weil man sich die Hotels nicht selber aussuchen darf.

Ich musste genau planen, wie ich in exakt 5 Tagen Turkmenistan durchquere. Mein Visum war auf den Zeitraum 21.3. bis 25.3. ausgestellt. Kurz vor meiner Einreise gab es das große "Nauryz"-Fest (so etwas wie muslimische Ostern). Die gesamte muslimische Welt stand Kopf und hat getanzt. In Khiva (wo Nauryz einen Tag früher als anderswo gefeirt wird) sah das so aus ...


 

Ich hatte noch nie etwas von Nauryz gehört, hatte aber extrem viel Glück, dass ich am 21. nach Turkmenistan eingereist bin. Einen Tag früher und ich wäre erst einmal stecken geblieben und hätte große Zeitprobleme bekommen. Alle Zufahrtsstraßen in die turkmenische Hauptstadt Ashgabat waren abgeriegelt. Strengste Sicherheitsvorkehrungen, denn der turkmenische Präsident hatte seine Kumpels zum Fest eingeladen: Mooma (Mahmud Ahmadinedschad), Ham (Hamid Karsai) und Assi (Asif Ali Zardari aus Pakistan).

Ich habe noch eine Nacht in Usbekistan, in Nukus, in einem aus Versehen recht luxuriösen Hotel geschlafen und bin am nächsten Morgen an die Grenze gefahren. Usbekistan/Turkmenistan sollte eigentlich der schwierigste Grenzübergang sein, der Übergang zwischen den beiden schlimmsten Staaten. Ich hatte mit allem gerechnet: durchgefilzt werden, angebrüllt werden, eingeschüchtert werden, verschleppt werden, abgewiesen werden...

Ich erzähl einfach mal, wie es abgelaufen ist. Bei den Usbeken stand ganz vorne am Zaun wieder der obligatorische Soldat in Kampfmontur, doch dahinter war erst einmal tote Hose. Ein Grenzgebäude, aber kein Mensch weit und breit. Ich bin rein ins Gebäude, wieder raus, ums Haus herum. "Ok, was mache ich, einfach durchlaufen zu den Turkmenen?", habe ich mich gefragt. "Hm, das könnte vielleicht Ärger geben. Ein Ausreisestempel wäre vielleicht nicht schlecht." Also habe ich mich in den leeren Wartesaal gesetzt und dann irgendwann mal an alle Türen geklopft. Ein junger Typ kam heraus. Er hat sich erst einmal eine Ladung von diesem highmachenden grünen Kautabak unter die Zunge gesteckt. (Es muss so etwas ähnliches sein, wie das schwedische Snooze. Usbeken haben mir gesagt, ich soll es nicht probieren, denn beim ersten Mal könne man umkippen.) Der Grenzbeamte hatte so viel Zeugs unter der Zunge, dass er gelispelt hat. Er schien vor allem persönlich an meiner Reise interessiert zu sein. "Cool, coole Route. Was war schöner Samarkand oder Buchara?" Mein Gepäck war ihm wurscht: "Da sind doch keine Waffen drinnen oder?" - "Nein, natürlich nicht". Ok, Stempel und dosvidanja. "Brauche ich die Hotelregistrierungen irgendwo noch?" - "Hä, was? Ach die Dinger, wirf sie doch einfach in diesen Mülleimer hier."

Dann kamen die Turkmenen. An deren Grenzhaus prangte erst einmal ein riesiges Bild des Präsidenten.



 Heimlich mit meinem Handy aufgenommen.
 
 
Die Turkmenen waren zu meiner Überraschung recht freundlich und entspannt. Mein Gepäck wurde halbherzig gecheckt: mal kurz grob in den großen Rucksack hineingeschaut, mal kurz den Laptop und den Fotoapparat ausgepackt, aber nichts angeschaltet. Der tatsächlich sympathisch wirkende Oberkontrolleur hinter der Glasscheibe hat sich vor allem für meinen Lonely Planet interessiert und ihn genau inspiziert. Den Turkmenen ist es scheinbar wichtig zu überprüfen, ob man auch wirklich ein Tourist ist und einen echten Reiseführer besitzt. Dann sollte ich mein erstes Hotel und mein Hotel in Ashgabat benennen. Ich habe einfach auf die schnelle irgendwelche Hotels herausgepickt. Dann hat der Kontrolleur herumtelefoniert und mir mitgeteilt, dass ich mich irgendwo hinsetzen soll, denn seine Kollegen hätten gerade Mittagspause. Ich habe eine Stunde lang mein Buch gelesen und dann durfte ich ohne weiteren großen Aufstand durch.
 
Doch dann kam das eigentlich schlimmste am gesamten Grenzübertritt. Ein älteres usbekisch-turkmenisches Ehepaar schlug vor, mit mir ein Sammeltaxi in die nächste Stadt zu teilen. Super Idee. Leider hatte das Ehepaar 15 vollbepackte Tüten mit Haushaltsgeräten dabei und leider musste man einen guten Kilometer durch einen Grenzkorridor laufen. Natürlich habe ich mitgeschleppt, denn in Zentralasien hilft man sich gegenseitig. Das deutsche: "Was gehen mich irgendwelche fremden Leute an" kennt man hier nicht.
 
Wir haben eine geschlagene Stunde den ganzen Haushalt durch den Korridor getragen, immer stückchenweise voran, weil die Tüten zum Teil megaschwer waren. 
 
Doch mit dem Taxi waren wir dann recht schnell in Konye Urgench (oben in der Mitte).
 
 
 
 
 
Mein Hotel war ein Ding...
 
 
  Hotel, Autowaschanlage und Hochzeitslokal in einem.
 
Natürlich hat es die ganze Zeit ordentlich gerumst und gescheppert. Na dann guck ich mir doch mal so eine turkmenische Hochzeit an, habe ich gedacht ...
 
 
 

 
Para, para, para, pere, pere, pere ... hör ich seit Wochen ständig, ist das eigentlich auch bei uns in Deutschland ein Hit?
 
 
Am nächsten Tag habe ich mir ausgiebig Konye Urgench angeschaut, da sollte es tolle Ruinen geben. Doch die waren nicht so leicht zu finden...
 
 
 
Etwas schlammige Stadt.
 
 
 
Hm, ein Fluss, nett.
  
 
 
 
Katze auf Mauer - immerhin immer ein gutes Fotomotiv.
 
 
 
 
 
Irgendwie eine völlig normale zentralasiatische Kleinstadt. Doch warum ist Konye Urgench, laut Lonely Planet, eines der fünf Tophighlights Turkmenistans.
 
Schließlich habe ich mich durchgefragt: "Wo sind denn hier so Tempel und Minarette und sowas ..."
 Und siehe da, etwas versteckt am Rande der Stadt ...
 
 
 
Tempelinskis!
 
 
 
 
Fast noch spannender aber waren die Turkmeninnen. Viele tragen traditionelle, äußerst bunte Kleider und Kopftücher...
 
 

 
Und ich muss sagen: Ich entschuldige mich bei allen Kasachen, die diesen Blog lesen, aber in Turkmenistan gibt es die meisten hübschen Mädels auf der Straße. Das hat sich in Ashgabat bestätigt. (Kasachstan liegt aber auf jeden Fall auf Platz zwei)
 

 

 
 
 Der Klassiker: Wenn irgendwo ein Gruppenfoto gemacht wird - dazustellen, freundlich lächeln, "Ich darf doch auch mal oder?"
 
 
 
 
Die Turkmenen sind tief religiös. Viele Menschen sind betend um diesen Turm herumgelaufen und haben ihn dabei durchgehend mit der Hand abgestreichelt. 
 
 


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