Samstag, 2. März 2013

Durch das Pamir-Gebirge - Teil 2

Mein Chaosfahrer Abdulaziz hat mich also zum Abendessen eingeladen. Es war ein ganz traditionelles Abendessen, im Pamir-Stil. Wir waren in einem grossen Raum (fast wie eine Halle), in dessen Mitte ein Ofen stand. Wir sassen im Schneidersitz auf einem riesigen bunten Teppich und wurden von Abdulazizs Frau bedient.

Sie breitete ein grosses Tuch aus, verteilte Teetassen, Fladenbrot und Suessigkeiten (Bonbons und getrocknete Aprikosen) und schoepfte jedem Rindereintopf in die Teller. Dann kam ein kleiner Junge mit einer Kanne und einem Eimer und schuettete uns Wasser ueber die Haende.

Ich habe von diesem Essen leider keine Bilder gemacht, aber am naechsten Tag wurde ich wieder zu einem aehnlichen Essen eingeladen und dazu habe ich ein Bild (kommt weiter unten).

Nach dem Essen wurde mir ein Taxi organisiert, dass mich dann zu einer Herberge gefahren hat.



Das wichtigste an einem Schlafzimmer im Pamir-Gebirge: der Ofen ...


... denn es wird nachts locker -15 Grad kalt, Murgab liegt auf gut 3500 Metern Hoehe.

Leider roch es in meinem Zimmer ein wenig nach Grillplatz und es gab weder warmes Wasser noch Strom. Also entschloss ich mich, drei Tage in Folge ungeduscht zu bleiben. (Der verwoehnte Europaer passt sich erst an, wenn es keinen anderen Ausweg gibt.)

3. Etappe: Murgab bis Khorog

Die naechste Fahrt sollte wieder ein grosses Aergernis werden, wenn auch mit netten Momenten. Mein Fahrer war dieses Mal Salibay, Spitzname: Sunnyboy. (Ich haette ja Salbei besser gefunden.)

Salibay stand morgens um 10 Uhr mit seinem Sammeltaxi am Marktplatz: "20 Euro fuer die 8-Stunden-Fahrt. Wir sind schon zu viert mit dir. Auf einen warten wir noch, aber es geht sofort los." (Die anderen Mitfahrer haben vorsichtshalber bei sich zu Hause gewartet.)

Um 11 Uhr fragte mich Salibay: "Was machen wir, wenn keiner kommt, bleiben wir dann hier oder zahlst Du doppelt." - "Warten wir einfach."

Um 12 Uhr hiess es, es sei einer in Anmarsch, aber Salibay wolle doch noch zwei mitnehmen, sonst sei das kein gutes Geschaeft. Oh Mann!

Um 13 Uhr hiess es: "Lass uns mittagessen gehen."

Und jetzt folgt das Bild eines traditionellen Essens in Salibays Haus...


Salibay sitzt ganz links mit Hut. Ich habe das leider nicht geniessen koennen, war genervt und habe nur gedacht: "Hoffentlich faehrt Salbei heute ueberhaupt noch los."

Um 13.30 Uhr standen wir wieder am Marktplatz und es hiess, der eine, der im Anmarsch war, sei abgesprungen, aber zwei neue seinen unterwegs.

Um 14 Uhr kamen sie tatsaechlich und es ging endlich los, nach vier Stunden.
 
Immerhin war das Salbeische Auto schneller, als Abdulazizs Kiste, doch der clevere Geschaeftsfuchs hat unterwegs noch Leute eingesammelt, so dass wir uns zu viert auf eine 3-er Bank quetschen mussten. 

Ich kam gegen Mitternacht in Chorog an, habe mich gegen alle Mitfahrer zur Wehr gesetzt ("Spinnst Du, das kannst du doch nicht machen") und mich ins Luxushotel "Delhi Darbar" bringen lassen. Fuer 30 Euro habe ich mir eine Suite (fast Ibis-Niveau) gegoennt und meine erste professionelle, warme Dusche nach drei Tagen genossen...

Am naechsten morgen bin ich dann in die vom Lonely Planet empfohlene 6 Euro teuere "Pamir Lodge" umgezogen und die ist auch echt nett, ein bisschen ausserhalb auf einem Huegel gelegen. Es ist eine Art schiitisches Gemeindezentrum mit Gebetshaus nebendran.

Ich wurde megafreundlich von einer Oma und einer Familie aus Dushanbe (Hauptstadt von Tadschikistan) empfangen: "Ein Tourist, ein Tourist, um diese Jahreszeit, Wahnsinn!"  Sofort wurde ich mit Essen (Kartoffel-Kohleintopf) versorgt. Die Oma entschuldigte sich: "Ich bin schon alt und koche nicht mehr so gut."


Als ich mich beim Essen nach hinten lehnen wollte, gab es ploetzlich einen schrillen Laut und irgendetwas zappelte unter meinem Ruecken.

  Ein Pamir-Tiger! Aus, Aus!
 

Friede!



Ganz toll fand ich das Baby-Schaukelbett. Die kleine Fatima wiegt ihr Bruederchen in den Schlaf...

  Na wenn das mal nicht in 10 Jahren die neue Miss Tadschikistan wird.

Das Baby wollte zwar nicht schlafen, war aber dennoch zufrieden...


Die Tadschiken heben sich ein bisschen ab von den restlichen Bewohnern Zentralasiens. Sie sind das einzige Nicht-Turkvolk, sind persischer Herkunft und wie erwaehnt Schiiten und nicht, wie z.B. die Kirgisen, Sunniten. Kulturell verbindet die Tadschiken also mehr mit Iran oder Afghanistan. Ihre Sprache hat auch nichts mit Tuerkisch zu tun, sondern ist mit Farsi verwandt. Russisch sprechen die Tadschiken mit einem sehr lustigen Akzent. Sie ziehen viele Vokale in die Laenge und machen aus einem A ein O: "Tooohdschikistooohn" (es ist eher so ein offenes O, das aus dem Hals kommt). 
"Shoooos tebja skoooooshuuuuu." "Booooonka nje otkriiiiiiito, zooooovtra buuuudet."

Und Khorog als Stadt? Da hab ich einen kleinen Clip gedreht ...



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